Schulden & Inkasso

Checkliste: Zahlungsaufforderung

Eine Person schuldet Ihnen Geld, zum Beispiel weil Sie ihr ein Darlehen gewährt oder eine Sache verkauft haben oder sie schuldet Ihnen Schadenersatz, kommt Ihrer Zahlungsaufforderung aber nicht nach. Mit der vorliegenden Checkliste zeigen wir Ihnen auf, wie Sie am besten zu Ihrem Geld kommen.

1. Den geschuldeten Betrag beweisen

Im Streitfall einfordern können Sie einen geschuldeten Betrag nur dann, wenn Sie ihn belegen können. Stellen Sie deswegen als erstes die Belege zusammen, diese können etwa sein:

  • Kauf- oder Darlehensvertrag;
  • Kontoauszüge, welche eine Geldüberweisung belegen;
  • Handy- oder E-Mail-Nachrichten, welche belegen, dass Sie der Person einen bestimmten Betrag geliehen haben.

2. Verjährung abklären

Die meisten vertraglichen Forderungen verjähren 10 Jahre nach Vertragsabschluss, so etwa Forderungen aus:

  • Kaufvertrag;
  • Darlehensvertrag.

Forderungen für periodische Leistungen verjähren nach 5 Jahren, so etwa Forderungen aus:

  • Mietvertrag;
  • Arbeitsvertrag.

Haftpflichtrechtliche Schadenersatz- und Genugtuungsansprüche verjähren nach 3 Jahren nach Kenntnis des Schadens (Relative Verjährungsfrist). Absolut verjährt sind haftpflichtrechtliche Schadenersatzansprüche nach 10 Jahren, bei Tötung eines Menschen oder bei Körperverletzung nach 20 Jahren.

Aufgepasst: Sie können einen Betrag auch zurückfordern, wenn er verjährt ist. Allerdings wird der Schuldner vor Gericht die Verjährungseinrede einlegen können und so die Forderung nicht bezahlen müssen.

3. Fälligkeit der Geldforderung abklären

Eine Geldforderung ist zum vereinbarten Termin fällig. Haben Sie mit dem Schuldner keine Zahlungsfrist abgemacht, ist die Forderung sofort fällig beziehungsweise ist der Schuldner zur Zahlung verpflichtet, sobald Sie ihn dazu auffordern.

4. Mahnung aussprechen

Kommt der Schuldner seiner Zahlungsaufforderung nicht nach, müssen Sie ihn mit einer Mahnung in Verzug setzen. Am besten tun Sie dies per E-Mail oder eingeschriebenem Brief, damit Sie einen Beleg haben. Die Mahnung sollte folgenden Inhalt aufweisen:

  • Klare Forderung: Betrag und Grund der Schuld, beispielsweise Kaufpreis, Rückzahlung Darlehen, Schadenersatz;
  • Festlegen einer angemessenen Zahlungsfrist: In der Regel 7 – 14 Tage;
  • Aufzeigen weiteres Vorgehen: Androhung der Betreibung oder gerichtlicher Geltendmachung bei Nichtbezahlung.

5. Kosten und Risiken eines Betreibungs- oder Gerichtsverfahrens abschätzen

Die Kosten eines Betreibungs- oder Gerichtsverfahrens muss zwar der Schuldner tragen, sofern die Betreibung gerechtfertigt war. Die Gläubigerin muss aber die Kosten vorschiessen. Bei einem Betrag bis zu 10 000 CHF beläuft sich der Vorschuss für das Betreibungsverfahren auf 50 – 100 CHF, für das Gerichtsverfahren auf 50 bis 300 CHF. Ist der Schuldner zahlungsunfähig, werden Sie einen Verlustschein erhalten und mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Kosten sitzen bleiben.

6. Betreibung oder Gerichtsverfahren einleiten lassen

A: Schuldanerkennung vorhanden

Steht in einem von dem Schuldner unterschriebenen und datierten Dokument oder in einer E-Mail der genaue geschuldete Betrag, gilt dies als Schuldanerkennung. Sie können in diesem Fall das Betreibungsverfahren gegen den Schuldner einleiten. Erhebt dieser Rechtsvorschlag, können Sie innerhalb eines Jahres beim Zivilgericht ein sogenanntes Rechtsöffnungsgesuch stellen, um den Rechtsvorschlag zu beseitigen und die Betreibung fortzusetzen.

B: Schuldanerkennung nicht vorhanden

Ohne Schuldanerkennung wird der Schuldner Rechtsvorschlag erheben und Sie werden mit dem Rechtsöffnungsgesuch vor Gericht nicht erfolgreich sein.

Haben Sie andere Beweismittel wie E-Mails, Handy-Nachrichten oder Zeugenaussagen, können Sie gegen die Person ein zivilgerichtliches Verfahren eröffnen lassen. Zuerst werden Sie ein sogenanntes Schlichtungsverfahren durchlaufen müssen, wobei die Schlichtungsrichterin versuchen wird, zwischen Ihnen und der anderen Person einen Vergleich abzuschliessen. Scheitert dies, können Sie dann vor dem ordentlichen Zivilgericht Klage einreichen. Für diese Schritte ist eine anwaltliche Vertretung sinnvoll.


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